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1. Seminar: Was ist eigentlich Sex? Grundlagen und Perspektiven auf Sexualität, Beziehung und Sexualtherapie

In unserem ersten Seminar geht es natürlich in erster Linie darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Schließlich begegnen sich die meisten unserer Teilnehmer*innen ja zum ersten Mal. Für uns ist eine tragfähige und wertschätzende Gruppenatmosphäre sehr wichtig. Nur auf dieser soliden Basis kann Lernen zur gemeinsamen und transformativen Erfahrung werden. Wir sind immer wieder berührt davon, wie engagiert sich die Teilnehmer*innen zeigen und wie schnell in unseren Seminaren Tiefe und Offenheit entstehen. Wir werden diesen Prozess des Kennenlernens durch sexualtherapeutische Reflexionen und Methoden, die alle Sinne einbeziehen, fördern. Im ersten Seminar werden wir vermitteln, wie wichtig uns praktisches und multimodales Lernen sind.

Auf dem Plan für unser erstes Seminar steht außerdem die Auseinandersetzung mit den Fragen: „Was ist eigentlich Sex?“ und „wie wird Sex geprägt?“. Dazu laden wir zum regen Austausch ein.

Jeder Mensch entwickelt im Laufe seiner Entwicklung sein persönliches Konzept von Sexualität und Beziehung. Dieses basiert auf kulturellen, gesellschaftlichen und zeitgeschichtlichen Prägungen, kirchlich-religiösen Einflüssen und selbstverständlich biografischen Erlebnissen und Erfahrungen. Wir wollen in diesem Seminar für dieses persönlich sexuelle Konzept sensibilisieren, das in der Regel als „sexuelles Skript” ähnlich einem Drehbuch unsere sexuelle Lebensperspektive und auch unser Verhalten in Beziehung und Sexualität beeinflusst.

Wie im Konstruktivismus bzw. der maßgeblich darauf basierenden systemischen Therapie gehen wir davon aus, dass unsere Welt, auch unsere sexuelle Welt dadurch an Bedeutung und Wirklichkeit gewinnt, indem wir sie ihr aktiv zuschreiben. Zumeist machen wir dies unbewusst und unwillkürlich und so verstehen wir unsere Aufgabe als Sexualtherapeut*innen so, dass wir diese Bedeutungsgebung wieder ins Bewusstsein führen und Menschen darin unterstützen, mehr Wahlfreiheit zu gewinnen. Dazu werden wir den Teilnehmer*innen Handwerkszeug mitgeben, welches sie in Selbstreflexion und in Partner*innen-Interviews anwenden werden.

In vielen Kontexten wird postuliert, dass man scheinbar seine „sexuelle Persönlichkeit“ heute durch bewusste Entscheidungen ausrichten kann, indem man das zu einem passende Beziehungsmodell (z.B. offene Beziehung, Polyamorie, Monogamie o.ä.) aus dem Pool der Möglichkeiten auswählt. Man kann heute angeblich über Internetforen oder Apps spontan und unkomplizierte Sexpartner*innen finden und sich und seine Wertebasis selbst und frei definieren. Es war sicherlich in keiner Zeit freier und offener als heute – und wir schätzen die daraus resultierenden Möglichkeiten sehr. Doch wir wollen uns auch der Frage widmen, wie frei wir – aus psychologischer und sexualtherapeutischer Perspektive – wirklich sind. Können wir unsere Prägungen und Erfahrungen einfach hinter uns lassen und inwieweit binden sie uns?

Im ersten Seminar hinterfragen wir unsere sexuellen Skripte, unsere Begriffe und Konzepte, unsere Perspektiven auf Sexualität und Beziehung. Dazu werden wir unsere Beziehungsdynamische Perspektive einführen und vorstellen, so dass erste Erfahrungen damit gemacht werden können.

Die Teilnehmer*innen werden auch unsere sexuelle Beziehungslandkarte kennenlernen und in Partner*innen-Interviews die Botschaften identifizieren und explorieren, die sie im Laufe ihre Entwicklungsverlaufs verinnerlicht haben. Hier wollen wir auch dazu einladen, einen körperpsychotherapeutischen Fokus einzunehmen.

Wir halten es für absolut wichtig, dass wir als Sexualtherapeut*in eine Übersicht über unsere eigenen Muster und Sichtweisen zu gewinnen, grundlegend zu verstehen, wie wir geworden sind, wie und was wir sind, um auf dieser Basis Menschen in ihrer eigenen Entwicklung zu begleiten.

Am Ende unseres ersten Seminars wird eine weiterführende Aufgabe verteilt, die eine vertiefende Beschäftigung mit den Themen und dem eigenen sexuellen Skript ermöglicht.

Stichworte zum Inhalt:

Sexuelle Skripte, eigene Motive, Sexualtherapeut*in zu werden, kulturelle Einflüsse, Beziehungsdynamische Perspektiven, Kennenlernen, Reflexion des eigenen sexuellen Wesens, Biografie-Arbeit, Lebensfluss